Mühlen gelten als eine der ältesten und wichtigsten Errungenschaften der Menschheit, Muskelkraft durch natürliche Energien, wie Wind und Wasser zu ersetzen. So prägten auch in Oberkochen die dortigen Mühlen das Leben und die Landschaft über Jahrhunderte. Noch bis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren vier Mühlen in Betrieb. Ihren Standort verdankten sie, dass am Rand von Oberkochen der Schwarze Kocher seine Quelle hat.
Der Hochofen am Kocherursprung
Wie die Chroniken belegen, wurde 1551 ein großes Wasserrad im unmittelbaren Bereich des Kocherursprunges errichtet, welches den Blasebalg eines dort betriebenen Hochofens in Gang hielt. Vom Betrieb des Hochofens zeugen heute noch dunkle Schlackenreste im Quell- und Bachbett, welche dem Flüsschen den Namen "Schwarzer Kocher" gegeben haben. Im Gegensatz zum "Weißen Kocher", dessen Quelle in Unterkochen liegt. Oben abgebildet ist ein Modell der möglichen Ansicht der Anlage, ausgestellt im Heimatmuseum Oberkochen (Schillerhaus, Erbauer nicht bekannt).
Die Öl- und Schleifmühle am Ölweiher
Die "Öl- und Schleifmühle" am Abfluss des Ölweihers, welche 1725 errichtet wurde. wurde bereits 1498 an diesem Standort als Schleifmühle erwähnt. Heute der Fa. Leitz zugehörig, befindet sich dort lediglich der mit einer Quellschüttung vorhandene Ölweiher (Fotograf unbekannt, Originalaufnahmen aus den Jahren 1876/1890, ausgestellt im Heimatmuseum Oberkochen).
Die Obere Mühle - Mühle Zimmermann
Die "Obere Mühle", des letzten bekannten Müllers Zimmermann , befand sich am Beginn des heutigen Mühlkanals. Praktisch in etwa hinter dem Gebäude der heutigen Fa. Jooß Mechanik. Ihre erste bekannte urkundliche Erwähnung reicht bis ins Jahr 1617 zurück. Abgerissen wurde sie 1953. Die Fotografie zeigt eine Ansicht um das Jahr 1927. In der linken Bildhälfte ist das Mühlengebäude zu sehen. Vordergrund und rechts die Eisenzieherei Günther (Fotograf unbekannt, Originalaufnahmen ausgestellt im Heimatmuseum Oberkochen).
Die Untere Mühle - Scheerer-Mühle
Das Foto zeigt die Untere Mühle bzw. Scheerer-Mühle, nach ihrem Besitzer genannt, etwa 1980, vielleicht auch etwas früher. Historische Fotos konnten aus dem Kalendarium von Werner Mögel, Kochertal Apotheke, aus den Jahren 1980 und 1981 entnommen werden. Edwin Ruschitzka fotografierte damals mit seiner Hasselblad C/M und dem Zeiss Objektiv, Distagon 3,5/60 mm, das interessante Objekt.
Die erste urkundliche Erwähnung der Unteren Mühle, welche dem Wasserlauf nach flussabwärts der Oberen Mühle liegt, reicht bis 1358 zurück. Dokumente weisen auf einen Besitzerwechsel hin, so dass davon ausgegangen werden kann, dass der eigentliche Mühlenstandort noch älter ist. Wie aus dem broschierten Büchlein von Christhard Schrenk, Konstanz 1984, mit dem Titel "Die Untere Mühle zu Oberkochen, Eine 625jährige Tradition", auf Seite 30 zu entnehmen ist, war etwa im Jahr 1390 ein Johannes Ravnest Müller auf der Unteren Mühle.
Die "Untere Mühle" aus dem Jahre 1715 hatte ursprünglich vier kleine Holzwasserräder für jeweils einen Mahlgang. Häufig wechselten deren Besitzer bis Kaspar Scheerer die Mühle 1862 kaufte. Er war Ziegelmacher. Ihm gehörte die Ziegelhütte zwischen Oberkochen und Königsbronn. 1877 ließ er die alte Mühle abreißen und baute eine neue auf, so wie sie heute noch als "Scheerer-Mühle" zu besichtigen ist. Die Holzwasserräder ersetzte er durch ein großes, stählernes, oberschlächtiges Stahlzellenrad. Drei Generationen an Müllersleuten folgten, bis die Stadt Oberkochen nach dem Tod des letzen Müllers Hans Scheerer und dessen Schwester Elisabeth Scheerer durch Vermächtnis der Erben Eigentümerin wurde.
Der
Mühlenverein Oberkochen e.V.
kam durch vertragliche Schenkung der Stadt Oberkochen in den Besitz des Scheerer-Mühlen-Areals mit der Auflage und der selbstgestellten Aufgabe, das unter Denkmalschutz stehende Mühlenensemble zu restaurieren und zu beleben.
Die Kreuzmühle - Mühle Sturm
Die "Kreuzmühle" am Unterlauf des Kochers, auch unter Mühle Sturm bekannt, etwa auf Höhe des Carl-Zeiss-Stadions, wurde 1845 auf dem Kreuzwasen als "Öl- und Gypswerk" errichtet. Ein Teil des Mühlengebäudes steht noch, wurde aber in der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts von der Mühlentechnik befreit, das Wasserrecht wurde zurück gegeben und so dient sie heute als Mehrfamilienhaus (Fotograf unbekannt, Originalaufnahme aus den Jahren 1900/1920, ausgestellt im Heimatmuseum Oberkochen).